KI in der Erwachsenenbildung – Glitter oder Gold?

Die Veröffentlichung von Chat GPT Ende November hat die Diskussion um die Zukunft unseres Berufsbildes auf ein neues Level gebracht. Wird Künstliche Intelligenz uns Lehrende ersetzen? Sind wir bald überflüssig? Die Befürchtung scheint berechtigt: Mittelgeber schnuppern Morgenluft auf dem Weg aus dem Lehrkräftemangel, Mitnahmegewinne in der Standardisierung und im Controlling inklusive. Auf Bildungskongressen mit staatlichen Mittelgebern und Wirtschaft fällt beim kleinsten Fallbeispiel der Satz: „Dann entwickeln wir dazu halt eine App.“

Die Prognosen in alle Richtungen überschlagen sich, doch letztendlich kann es niemand wirklich vorhersagen. Wir stochern alle im Nebel.

Trotzdem versuchen wir als „Deutsch im Job GmbH“, in unseren Workshops erste Wegmarken zu setzen. Wir beraten Bildungsunternehmen auf ihrem Weg durch die digitale Transformation, an der der Einfluss von KI einen immer größeren Anteil hat. Bildungsunternehmen müssen den Kompass auf eine Richtung ausrichten können, um erste Schritte gehen und Mitarbeitende sowie Geschäftsmodelle rechtzeitig mitnehmen zu können.

Für unsere Klienten gehen wir als Bildungsberatung regelmäßig ein Stück voraus und sichten die Zukunft, d.h. wir gehen davon aus, dass die Impulse wie in früheren EdTech-Innovationswellen zunächst aus anderen Branchen kommen und in der Folge von Edupreneuren für die Bildung nutzbar gemacht und angewendet werden. Die technischen Entwicklungen, die wir derzeit bereits in vorgelagerten Branchen sehen, bringen uns zur Überzeugung, dass unser Bildungsbereich mittel- bis langfristig vor enormen Umwälzungen steht.

Wir schauen aber auch in die Vergangenheit, welche Effektstärken vorherige technische Innovationen in der Bildung erreicht haben. Da wir im Bereich der Erwachsenenbildung nur wenige belastbare Studien zur Verfügung haben, haben wir auf John Hatties Meta-Studien zurückgegriffen, insbesondere auf die Auskopplung „Not all that glitters is gold – Can Education Technology Finally Deliver? von John Hattie und Arran Hamilton. Mit dem Erscheinungsjahr 2021 ist die Dynamik der letzten Monate rund um Chat GPT in der Studie noch nicht eingepreist, die Ergebnisse sind dennoch interessant für unsere Prognosen.

Not all that glitters is gold

Die Erwartung, dass technologische Innovationen per se einen positiven Einfluss auf das Lernen haben, wird enttäuscht. Die Studiendaten der technologische Innovationen zeigen überraschenderweise über den gesamten Zeitraum der letzten 60 Jahre an keiner Stelle größere Quantensprünge in den Lernergebnissen. Die meisten der technologischen Interventionen performen sogar eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Die gemessenen Effekte deuten zudem eher auf den Neuigkeitsfaktor von Lern-Tools hin, der nach einer Zeit aber schnell verblasst.

Eine signifikante Ausnahme mit einer sehr hohen Effektstärke von Technologie auf das Lernen zeigen dagegen intelligente Tutorensysteme, die auf Feedback ausgerichtet sind.

Auch hier lohnt sich ein Blick in die Tiefe des Datenmaterials, denn die höchste Effektstärke zeigt nicht nur das Feedback für den Lernenden, sondern auch für den Lehrenden. Wirksame Feedback-Strategien gehen in beide Richtungen. Sie beinhalten, dass Lehrende den Lernenden mitteilen, wo sie in ihrem Lernprozess stehen und was sie als nächstes tun sollen. Gutes Feedback bewirkt aber auch die umgekehrte Richtung, nämlich die Verbesserung der Lehrerleistung durch Peer-to-Peer-Lernen, z.B. durch Micro-Teaching und Videobesprechung von Unterrichtsstunden. Waren die technischen Hürden bislang sehr hoch, sind Video- oder Transkribier-Tools mittlerweile unaufwendig einsetzbar – Einwilligung aller und vertrauensvoller Einsatz vorausgesetzt. Für die, dich sich näher damit auseinandersetzen möchten, lohnt ein Blick in die Studie.

Ist Künstliche Intelligenz nur ein Hype?

Nein, Künstliche Intelligenz wird die ohnehin rasante digitale Transformation in der Erwachsenenbildung noch befeuern und wir werden uns auf massive Veränderungen einstellen müssen.

Aber die empirische Bildungsforschung lädt uns ein, dabei nicht auf die Technologie, sondern auf die Lehrkräfte zu sehen. Die stärksten technologieindizierten Effektgrößen werden bei der Person des Lehrenden sichtbar, nicht in der Technologie an sich.

Das ist es, was wir in unseren Workshops unseren Klienten mitgeben:

  • Erweitern Sie Ihre technischen Kompetenzen. KI wird Sie in Ihrem Job nicht ersetzen, wohl aber jemand, der Technologie/ KI bewerten kann und beherrscht. Wir halten unsere Klienten auf dem neuesten Stand zu den technologischen Entwicklungen.
  • Der Mensch macht den Unterschied. Investieren Sie in die Weiterbildung Ihres Bildungspersonals und der firmeninternen Lernkultur.
  • Komplementär sind Mensch und Künstliche Intelligenz am wirkungsvollsten. Unsere Rolle als Lehrende wird sich verändern müssen.
  • Wer bei Künstlicher Intelligenz allein auf die Technologie setzt, findet lediglich Glitter.
  • Wenn Lehrenden dagegen um die Stärken ihrer Lehrwirksamkeit wissen und Künstliche Intelligenz komplementär und gezielt einsetzen, ist KI in der Bildung Gold wert.
  • Erklären Sie Ihren Kunden und Mittelgebern den Unterschied zwischen Gold und Glitter. Wenn Sie es nicht machen, macht es niemand.

Sprechen Sie uns gerne für eine inhouse-Schulung an.