Newsletter 11/2024

Anfang November waren wir für einen eineinhalbtägigen Workshop in Tallinn, um mit Lehrkräften auf das Thema „generative KI im Fremdsprachenunterricht“ zu schauen.
Zwei Dinge stachen hervor: Der Workshop war mit großzügigen Pausen – und hervorragendem Essen – geplant worden. Und alle Lehrkräfte saßen mit Stift, Papier und neugierigen Augen an ihren Tischen. Laptops steckten in den Taschen.

Unser gern genutztes Zitat: „Bei KI handelt es sich um 10 % Technologie, aber um 90 % Strategie“ (Philipp Ramin), war gleich anschlussfähig. Bei allen (berechtigten) Bedenken war allen klar, dass Lehrkräfte, die ihre Lerner kennen, durch generative KI ungeahnte Lernwelten entstehen lassen können. Schnell waren alle beim Experimentieren und Diskutieren und tauschten begeistert Ideen und Anwendungsmöglichkeiten aus.

Wann lernen wir lieber mit einem menschlichen Gegenüber? Und was? Bei welchen Themen, bei welchen Fertigkeiten nutzen wir lieber einen KI-Bot?

Die Frage nach den Vorteilen des Menschen beschäftigt nicht nur uns. Sie hat auch Timothy B. Lee bewegt, die aktuelle Ausgabe seines Newsletters „Unterstanding AI“ den  – seiner Meinung nach – 7 Vorteilen des Menschen in der Arbeitswelt zu widmen.

Lee teilt die Ansicht des Nobelpreisträgers Geoffrey Hinton, dass die KI dem Menschen bei kognitiven Aufgaben irgendwann einmal weit überlegen sein wird. Er stellt dem, „was wir können“, das gegenüber, „was wir sind“: Seiner Ansicht nach sind es genau die menschliche Fehlbarkeit, die Einzigartigkeit und die Verletzlichkeit, die uns unseren Platz in der Arbeitswelt sichern.

Einige seiner Argumente finden wir überzeugend, einige nicht. Wir finden sie aber alle wichtig, weil sie uns einladen, über unsere eigenen Erfahrungen als KI-Nutzer  nachzudenken.

Einen Punkt, den Lee hervorhebt, finden wir für unsere Branche extrem bedeutsam: Menschen ist es nicht egal, was andere Menschen von ihnen denken.

Lee erinnert sich an seine eigenen Erfahrungen mit einem Personal Trainer und betont, dass es dessen Job sei, einen Trainingsplan zu erstellen und „persönlich enttäuscht von ihm zu sein“, wenn er diesen nicht einhält.

Seiner Meinung nach können KI-Tutoren Lernenden wunderbar helfen, ihre Hausaufgaben zu machen. Aber sie zu motivieren, sich an die Hausaufgaben zu setzten? Lee ist überzeugt, dass es dazu den Menschen braucht. Der seine Freude, seine Zufriedenheit oder aber seine Enttäuschung zeigt.

Läuft Ihnen da nicht auch ein Schauer über den Rücken? Emotionaler Druck – was hat das mit professionellem Handeln zu tun?

Nicht nur von Personal Trainern, auch von Lehrkräften und Lernbegleitern erwarten wir anderes: Nicht schmollen oder beleidigt sein. Sich nicht daüber beschweren, weil man sich so viel Mühe bei der Vorbereitung gegeben hat. Sondern einen freundlichen Blick und Aufmerksamkeit: „Was ist los? Erzähl mal.“

Wir sind sicher, dass uns die Fragen danach, was den Menschen ausmacht, noch lange beschäftigen wird. Welche Themen sonst noch unseren November gefüllt haben, das können Sie in diesem Newsletter lesen.

KI & Lernen

Die neueste Veröffentlichung von Ethan Mollick bestätigt unsere Arbeitsweise, mit der wir in den letzten Jahren gegen den Strom geschwommen sind: Er argumentiert, dass es keine tiefgehenden technischen Fähigkeiten braucht, um KI sinnvoll einzusetzen.

Good Enough Prompting
ist das erfolgversprechendere Konzept. Es genügen etwa zehn Stunden praktischer Erfahrung mit KI-Systemen, um ein Gefühl für deren Anwendung im eigenen Fachgebiet zu entwickeln. Entscheidend bleibt die domänenspezifische Expertise: Nur wer die Feinheiten seines Fachbereichs versteht, kann die KI gezielt und gewinnbringend nutzen. Es ist die Kombination von Wissen und praktischer Erfahrung, die uns die Potenziale der KI voll ausschöpfen  und den Wandel in der Bildung aktiv mitgestalten lässt.

Sprachcoaching

Weil die Fortbildung „Sprachcoaching & KI“ in diesem Jahr so schnell ausgebucht war,

weil die Nachfrage immer größer wird,

weil wir diese intensiven Prozesse in einer kleine Gruppe so schätzen …

… werden wir diese Fortbildung auch 2025 wieder durchführen.
Die Termine stehen nun fest!
Hier  geht’s zu den Informationen und zu den Tickets.

Dase & Carstensen unterwegs

Die erste Broschüre von Gabriele Eilert-Ebke und Anne Sass zur Szenario-Methode ist vor 10 Jahren erschienen.
Zum Geburtstag haben die Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch (Hamburg), Anne Sass (Köln) und wir einen Fachtag veranstaltet, der mit 100 Personen ausgebucht war.
Unser Workshop „Szenarien & KI“ wurde so oft nachgefragt, dass wir ihn zweimal durchgeführt haben.

Wer dabei war, hat uns bestätigt: Die Methode erhält durch generativen KI eine bisher ungeahnte Schubkraft.

Unser Lese-, Hör- oder Veranstaltungstipp


„Digitale Zusammenarbeit 4.0“ – unter diesem Titel hat Jöran Muuß-Merholz die „fehlende Gebrauchsanweisung“ zur Zusammenarbeit in einer digitalen Welt geliefert.
Das Werk umfasst einen Band mit
Prinzipien, einen mit Praktiken, und eine Webseite.

Hier können Sie mehr über unseren Tipp des Monats erfahren.

Das passt in keine Rubrik

Ein Mitbringsel von unserem Bildungsurlaub, in dem es um den Spaß an Sprachen ging.

„ChatGPT, schreibe ein Haiku über den Zimtstern.“

Teig von Hand geformt,
Zimt und Mandeln tanzen still,
Süße Sternennacht.

„Wunderbar. Könntest du die dritte Zeile ändern?“

Teig von Hand geformt,
Zimt und Mandeln tanzen still,
Flocken schweben sacht.

Die Bilder dieses Newsletters

Alle Bilder dieses Newsletters wurden mit derselben Texteingabe generiert: „Close-up of a steaming cup of tea on a desk. Next to it are magazines, a book, a pen and a plate of cinnamon stars“.

Die genutzten Generatoren und Voreinstellungen:

Titel: Stable Diffusion, Voreinstellung Comic-Buch

KI & Lernen: Stable Diffusion XL, Voreinstellung Modern Comic

Sprachcoaching: Stable Diffusion XL, Voreinstellung Pop art

Dase & Carstensen unterwegs: Stable Diffusion, Voreinstellung Aufkleber

Unser Lese-, Hör- oder Veranstaltungstipp: Stable Diffusion XL, Voreinstellung Pop Art

Das passt in keine Rubrik: Starlight XL